«Der Schritt vom Alleinwohnen zum Einsamwerden ist manchmal relativ klein», sagt Irene Widmer, Leiterin des Gemeinschaftshauses «Moosrain», in dem rund 40 Personen zusammen Leben teilen. Doch ist organisiertes Gemeinschaftsleben wirklich ein Wundermittel gegen Einsamkeit? (Wiederholung vom 24.11.2018) Als Irene Widmer frisch verheiratet ihren Mann nach Indien begleitet, erlebt sie dort auf dem Uni-Campus hautnah, was gemeinschaftliches Leben bedeutet: Die einzelnen Wohnungen sind aufgrund der Hitze oft nur durch Moskitonetztüren voneinander abgetrennt, so dass man jedes Wort und jede Stimmungsschwankung mitbekommt. Während ihr Mann die Universität besucht, leistet Irene oft praktische Hilfe in den Slums. Den Kulturschock erlebt sie jedoch nicht in Indien, sondern nach der Rückkehr in die Schweiz: Das Paar zieht in ein Pfarrhaus in einem Quartier, wo der Alltag von Anonymität geprägt ist. Mit den Nachbarn hinter den schönen Gartenzäunen gibt es kaum Berührungspunkte. 25 Jahre und mehrere WGs später leiten Irene und ihr Mann das Gemeinschaftshaus «Moosrain», in dem rund 40 Personen vom Kleinkind bis zur Grossmutter zusammen Leben teilen. «Der Schritt vom Alleinwohnen zum Einsamwerden ist manchmal relativ klein», sagt Irene Widmer, die auch sozial vernachlässigte und psychisch eingeschränkte Menschen in die Gemeinschaft integriert. Dort lebt seit 2001auch Esther, die damals von ihrem Mann verlassen wurde: «Es war für mich lebensfördernd, dass ich mich entgegen meinen Gefühlen für eine Gemeinschaft entschied. Isolation hätte mich innerlich kaputt gemacht.» Doch ist organisiertes Zusammenleben wirklich ein Wundermittel gegen Einsamkeit?