Auch wenn es nur kurze Stossgebete waren, die meisten Menschen haben in ihrem Leben schon einmal gebetet. Für manche gehört das Gespräch mit Gott dagegen fest zum Alltag dazu. Doch macht es einen Unterschied im Leben, ob man betet oder nicht? Oder etwas provokativ gefragt: Was ist der Nutzen von Gebet? Nicht nur religiöse Menschen beten immer mal wieder. Es kann ja nicht schaden, in besonderen Situationen, vor Herausforderungen oder in Krisen ein paar Worte gen Himmel zu schicken. Ob es allerdings wirklich etwas bringt, darüber scheiden sich die Geister. Doch vielen Menschen ist das Beten im Alltag wichtig, selbst wenn es nicht wie ein Automat ihre Wünsche erfüllt. Warum ist das so und welchen Unterschied macht es in ihrem Leben? Der Theologiestudent Tobias Adam ist seit seiner Schulzeit von Klöstern fasziniert. An diesen Orten wird seit Jahrhunderten mehrmals täglich gebetet. Wo könnte man also mehr über das Geheimnis des Gebets erfahren als hier? Im Sommer letzten Jahres meldet sich Tobias im Kloster Einsiedeln für ein zweiwöchiges Volontariat. Die Eindrücke, die er dort sammelt, prägen ihn bis heute. Susanne Täuberts Sohn erleidet als Kleinkind ein Schädel-Hirn-Trauma. Damals beten zahlreiche Menschen für die Familie. Susanne hat in dieser Zeit die Kraft der Gebete so stark erlebt, dass sie sich ein Leben ohne Gebet nicht mehr vorstellen kann. Heute ist ihr Sohn erwachsen und gesund und Susanne engagiert sich in der grössten Gebetsbewegung der Schweiz, den «Moms in Prayer» (Mütter im Gebet). 5000 Frauen treffen sich jede Woche in kleinen Gruppen, um miteinander für ihre Kinder und Schulen zu beten. Der Berner Musiker Tinu Schweizerhof war jahrelang kokainsüchtig und hat auch selber gedealt. Heute, dreissig Jahre später, ist er ein anderer Mensch, voller Lebensfreude und längst drogenfrei. Dies schreibt er auch der Kraft des Gebets zu. Gebet bedeutet für ihn vor allem Pflege der Freundschaft mit Gott.