Wer den Begriff «Zeit für Menschlichkeit» googelt, erhält zuerst Hinweise zu Spitälern und Pflegedienstleistungen. Die meisten Einträge zeigen, wie schwierig es für das Pflegepersonal ist, Zeit für Patientinnen und Patienten zu finden.
Viele von uns kennen es: Nichts ist schlimmer, als tage- oder wochenlang ans Bett gefesselt zu sein. Die Tage schleichen mühsam dahin. Der Patient hat im Gegensatz zu den Pflegenden unendlich viel Zeit. Nichts ist aber für den Patienten so wichtig wie der Faktor Zeit, damit er sich ernst- und wahrgenommen fühlt. Auf die Betonung, dass der Mensch im Zentrum steht, legen viele Institutionen Wert, aber wo geschieht das wirklich?
Henri Gassler, Direktor im Demenzentrum «dandelion» Basel beschreibt es so: «Es geschieht eine Zeitverschiebung. Wir übernehmen die Zeit der intensiven Pflege und Betreuung, welche Angehörige zuvor an den Rand ihrer Kräfte gebracht hat. Dadurch können diese bei Besuchen wieder eine andere Qualität von Zeit mit ihren Liebsten verbringen und erleben.» Weiter engagiert sich Henri Gassler für ein Mehrgenerationen-Palliativzentrum, ein Ort der Entlastung für chronisch kranke Kinder und deren Familien.
Seit jeher habe sie grosses Interesse an Menschen und ihren Geschichten, sagt die Mal- und Gestaltungstherapeutin Esther Bürki-Jost. Den Menschen im Fokus zu haben, ist der vierfachen Mutter wichtig, denn das sei ein entscheidender und unerlässlicher Aspekt, damit eine Therapie nachhaltig positiv verlaufe.
Das Alter ist für viele Menschen die Phase der Einsamkeit. Kaum jemand hat Zeit für sie. Dagegen will David Spielmann etwas unternehmen. Seit zwei Jahren ist der Theaterpädagoge vollzeitlich als «Soulman» im Kanton Aargau unterwegs. Er verschenkt seine Zeit an Senioren, um ihnen zwischenmenschlichen Kontakt zu ermöglichen. Auf Anfragen braucht er nicht lange zu warten, offenbar hat der «Soulman» einen Nerv getroffen.