67’497 – das ist die wuchtige Zahl an Mitgliedern, die 2023 hierzulande der katholischen Kirche den Rücken gekehrt haben. Durch die global anhaltenden Missbrauchsfälle ist sie in den Augen vieler zu einer Skandalkirche geworden. Für Journalist Tobias Haberl greift dieses Urteil jedoch zu kurz. Tobias Haberl liebt das Leben. Er entdeckt gerne Neues und geht auch mal ein Risiko ein. Mit seinem provokanten Essay «Unter Heiden» outete sich der mehrfach preisgekrönte Journalist in einer der renommiertesten Zeitungen Deutschlands: Als gläubiger Christ – und als Verteidiger der katholischen Kirche. Der Missbrauch durch Kirchenoberhäupter sei keineswegs entschuldbar, aber ihn störe «der feindselige Ton in meinem Umfeld, der gesellschaftlich akzeptierte Normalität geworden ist, weil er meinen katholischen Glauben auf den Missbrauchsskandal reduziert.» Statt des erwarteten Shitstorms erhielt der Münchner auf seinen Text Hunderte positive Reaktionen und gewann mit diesem Essay sogar den Deutschen Reporterpreis 2023. «Ich glaube nicht, dass das Leben freier wird, wenn Gott und die Kirche entsorgt werden. Im Gegenteil: Es entstehen neue Zwänge, neue Ängste, neue Süchte. Das Internet ist voller Menschen, die sich von einem Dopamin-Kick zum anderen hangeln. Aber nirgendwohin gelangen, wo es schön ist.» Hat Journalist Haberl mit seinem Text einen verloren geglaubten Puls der Gesellschaft getroffen? Sendung verpasst?Nach der Erstausstrahlung (SRF 1) online ansehen auf dieser Seite, auf YouTube (Talk) und Play SRF.