Weinen ist ein Grundbedürfnis – jeder Mensch hat schon mal geweint. Es gibt aber Menschen, die es versuchen zu vermeiden, dass ihnen die Tränen über die Wangen kullern, dabei ist es wissenschaftlich bewiesen, dass es uns gut tut. Beim Weinen reduziert unser Körper nämlich Stresshormone und auch Puls und Atem normalisieren sich. Es werden zudem Glückshormone wie Endorphine und Oxytocin freigesetzt, die unsere Stimmung heben und für Wohlbefinden sorgen. «Ich frage mich, wie viele Tränen noch übrig sind, die geweint werden können», sagt Michaela Sutter rückblickend. Die 32-jährige hat als Kind den Glaubenssatz verinnerlicht, dass sie stark sein, für andere sorgen müsse und dass ihre Gefühle nicht wichtig seien. Sie unterdrückte viele Jahre Trauer und Schmerz und errichtete damit eine Staumauer um ihr Herz. Als sie vor zwei Jahren an einer chronischen Erkrankung (Me/cfs)* in Verbindung mit einem Burnout erkrankt, bricht dieser Damm und die «alten» Tränen beginnen zu fliessen. In dieser Zeit erlebt Michaela traurige Phasen, aber auch Erleichterung und befreiendes Loslassen. Auch wenn sie nach wie vor stark eingeschränkt ist durch ihre Erkrankung, hat sie doch gelernt, dass das Weinen, genauso wie das Lachen zum Leben und Mensch sein gehört.«Niemand hat mir beigebracht, wie man mit Gefühlen umgeht», erzählt Stefan Britt wenn er von seiner schwierige Kindheit und Jugend erzählt. Schon als Teenager kam er dann in den Jugendstrafvollzug und wurde in einem Heim platziert. Auch später während seiner Lehre auf dem Bau, in der Zeit im Militär oder nach seinem Absturz als Drogensüchtiger auf dem Platzspitz - immer musste er stark sein und hatte keinen gesunden Zugang zu seiner sensiblen Seite. Erst im Alter von 49 Jahren hat er ein befreiendes Erlebnis, als sein Freund für ihn betet und bei Stefan anfangen die Tränen zu fliessen. Endlich kann er weinen und fühlt sich danach leichter und erfrischt.* Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome Sendung verpasst?Nach der Erstausstrahlung (SRF 1) online ansehen auf dieser Seite, auf YouTube (Magazin) und Play SRF.